Zum ReformationsjubilĂ€um 1817 bemerkte Goethe, es sei âan der ganzen Sache nichts interessant als Luthers Charakter, und auch das Einzige, was der Menge eigentlich imponirt. Alles Ăbrige ist ein verworrener Handel, wie er uns noch tĂ€glich zur Last fĂ€lltâ (zu F. W. Riemer, 22. August 1817).
Ein Musterfall von Konstruktion und Rezeption: Den Dichter Goethe prĂ€gte der Literat Luther, weniger die âReformationâ. Dabei blieb sein Lutherbild â wie auch andere Lutherbilder des 19. Jahrhunderts bei Wagner, Fontane oder Brahms â ein Konstrukt, in dem sich Zeiten und Geister bespiegelten. Am Ende erhielten beide, Goethe wie Luther, literarische NationaldenkmĂ€ler in den âWeimarer Ausgabenâ ihrer Werke.