Fünf Jahre nach dem „Werther“ hat Johann Wolfgang von Goethe zu anderer Prosa Anlass bekommen - und zwar im amtlichen Ton. Im Januar 1779 ist er Mitglied der Kriegskommission geworden, in der die militärischen Angelegenheiten des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach beraten wurden. Der noch nicht 30jährige Goethe, der bis dahin als Romancier, Dramatiker und Lyriker bekannt war, hat im Dienst des Herzogs Carl August in Weimar Amtsgeschäfte im „Geheimen Consilium“ übernommen.
Es wird ein Dokument untersucht, das - bekannt, aber wenig beachtet - Einblick in Goethes politische Einstellung und Einflussnahme auf die Geschicke des Herzogs und des Herzogtums gibt. Mit Erstaunen kann man heute die Aktualität und die Allgemeingültigkeit der Probleme feststellen und sehen, mit welchen Sorgen, Bedenken und Konsequenzen sich eine „gute Regierung“ zu befas-sen hat, wenn bei einem bevorstehenden Krieg Bündnisfragen, Kosten und die Fürsorgepflicht des Herrschers gegenüber seinen Untertanen abzuwägen sind.