Die Annahme, die Goethe-Gesellschaft Hannover verehre nur den Namenspatron Goethe und beschäftige sich mit nichts anderem, ist leider ein weit verbreiteter Irrtum.
Gerade Goethes Aufgeschlossenheit und Neugier hat zu seinem universalen und liberalen Weltbild geführt und fasziniert auch heutige Leser noch.
Was einleitend über Goethe geschrieben steht, sein vielseitiges Interesse auch für den Literaturbetrieb seiner Zeit, war auch von Skepsis gegenüber den Jungen, die später Romantiker genannt worden sind, durchwachsen...
Jean Paul z.B. mochte er nicht wirklich, seinen erfolgrei-chen Roman „Hesperus“ nannte er Schiller gegenüber „Tragelaph“, d.h. keiner literarischen Gattung zuzuordnen, und meinte das abfällig. Aber auch Jean Pauls anfängliche Bewunderung für den „Wilhelm Meister“ relativierte sich gegenüber dem Meister selbst zunehmend. Der Buchhändler und Antiquar stellt Jean Paul vor und lässt dessen Denken und Schreiben mit seiner Sprache in einer Lesung lebendig werden. Als Einführung empfiehlt er den Auszug aus Kindlers Neues Literatur-Lexikon (VIII, 669): »Als Lenette, die sich ihres Hochzeitsputzes wegen um einen Tag verspätet hat, in Begleitung des Schulrates Stiefel endlich in der möbliert gemieteten Stube ihres wartenden Bräutigams in Kuhschnappel eintrifft, ist die quälend-komische Konstellation dieser Ehe bereits gegeben: hier der sich und die Welt verspottende Armenadvokat, dort eine den Dingen des Alltags im Guten und Bösen verhaftete Hausfrau par excellence, die ›durch unverdroßne Feg- und Bürst-Arbeit seine dithyrambische Karthause so sauber, grade und glatt … wie eine Billardtafel‹ herstellt, aber nicht einsieht, daß sie die Schriftstellerruhe ihres Gatten mit ihren Lappen zugrunde ›kartätscht‹.«