»Jeder Jüngling sehnt sich so zu lieben, jedes Mädchen so geliebt zu sein«, lautete das Motto, das Goethe der ersten Ausgabe seines »Werther« voranstellte, die er mit eigenem Namen zeichnete. Das berühmte Büchlein voll jugendlichen Gefühls löste bei den Zeitgenossen Tränenstürze, Selbstmorde und eine Vielzahl von Nachahmungen und Parodien aus. Kein Buch der deutschen Literatur machte jenseits der deutschen Grenzen so viel Furore; Napoleon las es angeblich achtmal. Der alte Goethe schaute mit distanziertem Blick auf das frühe Werk und nannte es ein »Produkt müßiger Jugend«.