Die Reisen Goethes in den Harz und in die Schweiz zeugen von der Faszination, die sowohl die Gebirgswelt mit den Schönheiten und Risiken der Gipfel wie die Welt der Bergleute mit ihren unterirdischen Verlockungen und Gefahren auf ihn ausübten. Die Höhen und die Tiefen der Erde zu erkunden, war ihm ein lebenslanges Bedürfnis.
Goethes Interesse an der Geologie und Mineralogie erwachte mit seiner Verantwortung für die Wiederaufnahme des Bergbaus in Ilmenau. 1776 begann dort eine lange Geschichte des Hoffens und Wirkens, des Wartens und schließlich des Scheiterns. Mit dem Stollenbruch von 1796 endete das mit so viel Herzblut begonnene Unternehmen. Dem »Geheimnisvoll-Offenbaren« der Berge und ihrer geologischen Struktur blieb Goethe aber weiterhin verbunden. So wurde für ihn der Zugang zur Erde und ihrer Geschichte, an den sich die morphologischen Forschungen anschlossen, in Leben und Werk fruchtbar.
Die Gesetze der Natur schienen Goethe in den Erdschichten deutlich erkennbar zu sein. Seine Überzeugung vom langsamen und stetigen Verlauf aller geologischen Prozesse trennte ihn zwar nach 1800 von der aktuellen Forschung, doch nicht-vulkanische Phänomene wie die Erosion oder die Findlinge fanden in ihm einen kundigen Interpreten. Durch Beobachtung und Intuition gelangte Goethe zu bis heute gültigen Resultaten.