Archiv

Der neapolitanische Kasper aus Goethes „Faust“ im StadtArchiv Hannover

Dienstag, den 03. 12. 2013

StadtArchiv Hannover, Am Bokemahle 14-16

Peter Meuer

Ende des 19. Jahrhunderts hat die Stadt Hannover die Sammlungen des Kaufmanns und Sammlers Friedrich Georg Hermann Culemann erworben. Die gegenständlichen Objekte werden im Museum August Kestner ausgestellt; die Handschriften werden im StadtArchiv aufbewahrt und sind außer dem engen Kreis der Forscher, Liebhaber und Archivmitarbeiter recht unbekannt. – Deshalb hat die Goethe-Gesellschaft Hannover zur Erfassung, Katalogisierung und zeitgemäßen Archivierung der Autographen aus der Zeit Johann Wolfgang Goethes sowie August und Hermann Kestners 5.000 € gesammelt und zur Verfügung gestellt.
Immer am ersten Dienstag im Dezember werden aber die Stahlschränke geöffnet und eine Original-Handschrift aus der Sammlung Culemann vorgestellt.
Diesmal sind es 24 Verse aus der „Faust“-Dichtung, die zwar auf einem Einzelblatt notiert – und so nicht leicht einzuordnen sind – aber in den Zusammenhang des ersten Aktes aus der „Tragödie zweitem Teil“ gebracht werden. Das Schriftstück wird aus diesem Anlass im Original ausgestellt. –
Vielleicht ist bekannt, dass die Figur Pulcinella aus dem italienischen Volkstheater in der Stadtgeschichte Neapels eine Rolle spielt, in der Commedia dell’Arte, in Goethes Faust, in Stravinskijs kompositorischem Werk. Weniger bekannt dürfte sein, dass diese „komische Figur“ sich auch in den Archiv-Kästen unserer Handschriften-Sammlungen tummelt. Es ist interessant, einmal den Ursprüngen der Theaterfigur, seiner Bedeutung in der Faust-Tragödie und dem Autograph in der Handschriften-Abteilung des StadtArchivs Hannover nachzuspüren, von dem Goethe im Gespräch mit Eckermann am Sonntag, dem 14. Februar 1830 sagte: „Das Theater des Pulcinell ist übrigens von solchem Ruf, daß niemand in guter Gesellschaft sich rühmt, darin gewesen zu sein.“
Man braucht gar kein „Faust“-Kenner zu sein und kann diesen Fund trotzdem spannend finden.