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Hexenpoesie: Goethes Walpurgisnächte

Dienstag, den 13. 03. 2012

Theatermuseum Hannover, Prinzenstraße 9

Prof. Dr. Heinrich Detering (Göttingen)

„Aus Eins mach’ Zehn, / Und Zwei laß gehn, / Und Drei mach’ gleich, / So bist du reich“: Was das „Hexeneinmaleins“ in der Hexenküche von Goethes Faust vorführt, ist die Verhexung der Vernunft durch die Sprache als ein ebenso verwirrendes wie vergnügliches Geschehen. Fragt man nach der Funktion dieser Szene im Ganzen dieses Weltgedichts, dann wird man aufmerksam auf die Sprachspiele der Hexen und Teufel, Geister und Gespenster, die vom Blocksberg bis zur „Klassischen Walpurgisnacht“ nach und nach alle kulturellen Ordnungen erschüttern. Und es werden überdies die Spiele sichtbar, die das Drama mit ihnen treibt: zwischen drastischer Leiblichkeit und einer abgründigen Selbstreflexivität. In diesem Verwirrspiel zwischen Tiefsinn und Nonsens, Parodie und Paradoxon entfaltet Goethes Hexenpoesie eine Ästhetik des Grotesken, die allem Verlangen nach "Klassizik" den Boden entzieht.